05.05.2022

Bortsch selbst kochen

Ukrainerinnen und Frauen aus der Gemeinde kochen gemeinsam Borschtsch, ukrainischen Gemüseeintopf.

In unserem Stadtteil wurde vor 3 Wochen die kommunale Gemeindehalle in eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete umgewidmet und in wenigen Tagen mit 60 Ukrainerinnen mit ihren Kindern belegt. Unser evangelisches Gemeindehaus liegt nur 500 m davon entfernt, und so fragten wir uns, was Gott uns damit vor die Füße legt. Einige unserer Gemeindeglieder sprechen Russisch, sodass wir gleich Übersetzung des Gottesdienstes auf Russisch angeboten haben. Einige der Übersetzerinnen waren in unserer Gemeinde bisher passiv, hatten ihre Rolle noch nicht gefunden; jetzt fühlen sie sich gebraucht und sind voll Freude dabei.


Als nächsten Schritt haben wir die ukrainischen Frauen mit ihren Kindern nachmittags zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Einige kamen auch und es war eine gute Gemeinschaft, doch waren Kaffee und Kuchen nicht so ganz ihr Ding: es entsprach eher unserer deutschen Kultur als ihrer. Im Gespräch wurde jedoch schnell deutlich, dass sie in der Gemeinschaftsunterkunft durch einen Catering Firma mit Fertiggerichten versorgt werden und nicht kochen dürfen. Besonders vermissen sie ihr beliebtes Nationalgericht Bortsch (oder Borschtsch, Gemüseeintopf). So haben wir ihnen angeboten, in unserer Gemeindehaus-Küche ihren Bortsch selbst zu kochen und miteinander zu essen. Davon sind sie sehr begeistert: sie kaufen selbst alle Zutaten ein und laden weitere Bekannte ein, auch solche, die sich bisher evangelischen Christen gegenüber als abweisend zeigten. Es hat sich als richtiger Volltreffer erwiesen: Ukrainerinnen und Gemeindefrauen verbringen den Nachmittag miteinander; Freundschaften entstehen in fröhlicher Atmosphäre und führen zu bedeutungsvollen Gesprächen …

Detlef Blöcher, Angelbachtal