16.06.2018

Angekommen! Angenommen? Integration wagen

„Der Kongress hat mich in meiner Integrationsarbeit vor Ort ermutigt!“ So das Echo von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Damit ist das vorrangigste Ziel erfüllt.

Kongress vom 10.-12. Juni 2018 auf dem Schönblick

„Der Kongress hat mich in meiner Integrationsarbeit vor Ort ermutigt!“ So das Echo von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Damit ist das vorrangigste Ziel erfüllt.

 

Es war dem Vorbereitungskreis aufgefallen, dass nicht wenige sich aus der Flüchtlingsarbeit zurückgezogen haben: Einige aus Frust, weil Betreute in andere Orte verzogen waren oder abgeschoben wurden, usw. „Der politische, mediale und gesellschaftliche Wind hat sich gedreht.“ In der Phase der Euphorie 2015/2016 haben sich viele Spontan- und Eventhelfer eingebracht. Ihre Zahl ist stark zurückgegangen. Initiativen wurden beendet. Jetzt sind die „Marathonläufer“ gefragt, Nachhaltigkeit ist angesagt. Diese Zielgruppe der engagierten und langfristig dran bleiben wollenden hatte sich angemeldet: Gemeindeleiter, ehrenamtliche Helfer, professionelle Mitarbeiter aus NGOs, Wohlfahrtsverbänden, Gemeinden und Missionsgesellschaften. Frauen und Männer, die sich in christlichen Gemeinden, in kommunalen Behörden und in Wohlfahrtsverbänden engagieren. Praktische Beispiele von Einzelnen und von Gemeinden ermutigten zum Weitermachen. Und: immerhin haben sich Tausende, vielleicht Zehntausende für eine Jesusbeziehung entschieden.

 

Der Kongress war mit 420 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht. Dabei waren ca. 40 Geflüchtete, die erst seit 3-4 Jahren in Deutschland angekommen sind. Für sie gab es ein finanzielles Sonderangebot. Sie bringen beste Voraussetzungen als Integrationsbegleiter mit. Ihre Empathie ist durch eigene Flucht- und Integrationserfahrung gekennzeichnet.

 

Die Plenumsvorträge umfassten die Fragen der Zusammenarbeit zwischen kommunalen, kirchlichen und Gruppen der Wohlfahrtsverbände. Der Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister, sein Sozialamtsleiter, sowie die Stabsstelleninhaber von Integration- und Flüchtlingen erläuterten den Gmünder Weg – Vorbild für kommunales Integrationsmanagement. Die bundespolitischen, europa- und weltpolitischen Ereignisse wurden zur Kenntnis genommen. Ihnen hat sich der Kongress nicht gewidmet – Fazit: Mit derzeit 65 Millionen Flüchtlingen weltweit wird sich auch Europa langfristig den Herausforderungen stellen müssen!

 

Der Blick in die Geschichte lehrte, dass Zeiten großen Wandels auch Zeiten großer Chancen sind. Und: wir sind die erste Generation, die Wanderungsbewegungen zu bewältigen hat.

 

Wann ist ein Neubürger integriert? Die Definitionsversuche von Integration sind vielfältig: Die Spannweite reicht von Assimilation (total in unserer Kultur aufgehen) bis hin zur Parallelgesellschaft. Integration wurde als lange anhaltender Prozess beschrieben, an dem sowohl wir als Gastgeber und aufnehmende Gesellschaft/Kirche sowie die Neubürger ihren Anteil haben. Sprachentwicklung und Eingliederung sind wichtige Elemente. Der Prozess muss jedoch durch soziale Kontakte (Freundschaften, Kirchenzugehörigkeit, Interesse am Staat und an der Kultur) und durch konkrete Teilhabe vertieft werden. In 22 Seminaren und Workshops haben erfahrene Praktiker referiert, wurden Erfahrungen, Perspektiven und Grundfragen diskutiert. Ein Höhepunkt des kulturellen Abends war das persönliche Zeugnis von Toni Dreher-Adenuga – „Next Top Model 2018“.

 

Yassir Eric vom Europäischen Institut für Migration und Islamfragen forderte die Kongressteilnehmer auf, die Neubürger nicht als „Missionsobjekte“ zu sehen. Neben der praktischen Alltagshilfe sei die Verkündigung und Teilhabe am Evangelium ebenso dringlich: „Wir dürfen ihnen das Beste unseres Glaubens nicht vorenthalten!“ Die beiden Hände Christi sollten gemeinsam zupacken. Das war durchgängiges Votum.

 

Über 40 Kooperationspartner haben die Veranstaltung durch Ausstellung und Networking bereichert.

 

Kuno Kallnbach, Kongressleitung