05.08.2018

DEA-Migrationsreferent Putz: „Integration ist nicht messbar"

Der Referent des Arbeitskreises für Migration und Integration (AMIN) der Deutschen Evangelischen Allianz, Herbert Putz (Haiger), rechnet mit wiederkehrenden Debatten über die Integration.

Herbert Putz

 B a d  B l a n k e n b u r g (DEA) - Der Referent des Arbeitskreises für Migration und Integration (AMIN) der Deutschen Evangelischen Allianz, Herbert Putz (Haiger), rechnet mit wiederkehrenden Debatten über die Integration. „Diskussionen, wie etwa durch den Rücktritt von Mesut Özil aus der Fußballnationalmannschaft ausgelöst, wird es immer wieder geben", sagte Putz im Rahmen der 123. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg. Die Zugehörigkeit zu einer Nation sei wesentlicher Teil der Identität eines Menschen. „Wir müssen letztlich auch darüber reden, ob es sein darf, dass - wie Mesut Özil selber schreibt - zwei Herzen in einer Brust schlagen dürfen", erklärte Putz. Die Bemühungen der letzten drei bis vier Jahrzehnte um die Integration gerade der türkischen Bevölkerungsanteile in die Deutsche Gesellschaft bezeichnete Putz als „ein Lernfeld, um es besser zu machen." Dies gelte nicht nur gesamtgesellschaftlich, sondern auch im Hinblick auf die christlichen Gemeinden im Land. „Es hätte der Integration nicht geschadet, wenn Christen in der Vergangenheit mehr Kontakt zur türkischen Community gesucht hätten."
Der Migrationsbeauftragte der DEA forderte angesichts der Komplexität und Größe der gegenwärtigen Herausforderung Christen auf, für die politisch Verantwortlichen zu beten. „Es müssen gute, hilfreiche Lösungen gefunden werden", erklärte Putz. Eine Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen liege darin, die Wertesysteme fremder Kulturen mit dem christlich-jüdische Werteverständnis der heimischen Kultur in Deckung zu bringen. Putz erkennt in der Betonung der christlich-jüdischen Wurzeln in der öffentlichen Debatte „eine eigenartige Schere". Putz: „Der christliche Glaube ist gerade in der Gesellschaft kaum noch relevant." Der DEA-Migrationsbeauftragte hält die Integrationsbemühungen der vergangenen Jahre nicht für gescheitert. „Integration ist niemals mit einem definitiven Ergebnis messbar", so Putz.

Christen sollen sich um Not der Menschen kümmern

„Wir müssen als Christen offen sein dafür, dass uns Not und Elend vor die Füße fallen und unseren Alltag durchbrechen", sagte der Politikbeauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), Uwe Heimowski. Dies sei erkennbar an dem biblischen Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Der habe seine Reise unterbrochen und sich eines Schwerverletzten angenommen. „Insofern kann die Berufung auch in dem sein, was dazwischen kommt", befand der DEA-Politikbeauftragte am Rande der 123. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg, die in diesem Jahr unter dem Thema „Berufung" stand. Christen sollten prüfen, in welchen Lebenssituationen sie Verantwortung übernehmen könnten. Dies beginne nicht erst bei der Parteipolitik, sondern könne beispielsweise für einen Vater bedeuten, im Verein des Sohnes Trainer zu werden, für einen anderen, sich im Elternbeirat der Kita zu engagieren.
 
Viele Christen lebten ihre Berufung, indem sie Menschen helfen. „Die grundsätzliche Bereitschaft, sich Menschen zu zuwenden, im sozialen und im pflegerischen Bereich, ist etwas genuin Christliches." Es sei auffällig, wie viele Christen sich in den Familien, aber auch in Kliniken und Heimen ehrenamtlich oder beruflich für Alte, Kranke und Schwache engagierten. „Wir ermutigen Menschen, das zu tun", sagte Heimowski. Der Politikbeauftragte begrüßte das Engagement vieler Gemeinden für Flüchtlinge, wies jedoch darauf hin, dass darüber andere soziale Themen nicht vernachlässigt werden dürften. Darin liege eine Gefahr. „Wenn Menschen das Gefühl haben, sie würden von Politikern, oder auch von Kirchen alleine gelassen, weil man sich nur noch um Flüchtlinge kümmert, und anderes zu kurz kommt, dann werden wir den Menschen nicht gerecht und fördern Politikverdrossenheit." Die DEA vertrete auch zu sozialen Themen klare Positionen. Heimowski nannte als Beispiel die Situation in der Pflege. Hier werde dringend eine bessere Ausstattung gebraucht. „Im Moment ist die Pflegeversicherung so ausgerichtet, dass es dabei fast nur noch um Pflegeeinheiten geht und Menschen durch den Kostendruck viel zu wenig Zuwendung erfahren. Hier muss die Politik eindeutig nachbessern."

Auf der 123. Allianzkonferenz im thüringischen Bad Blankenburg hatten sich vom 01. bis zum 05. August 2018 rund 1.700 Christen aus dem ganzen Bundesgebiet, vor allem aus Mitteldeutschland, zusammen gefunden. In diesem Jahr stand die Konferenz unter dem Motto „Berufung". In Seminaren und Workshops widmete sie sich aktuellen Themen wie beispielsweise der Integration von Flüchtlingen. In Bibelarbeiten und Predigten folgten die Konferenzteilnehmer dem Leben des biblischen Königs David und versuchten, anhand seines Beispiels die Bedeutung von Gottes Berufung für ihr eigenes Leben zu finden.